Nachricht vom 09.03.2021

Jahresbericht 2020 der Feuerwehr Esslingen

Im Jahr 2020 wurde die Feuerwehr Esslingen zu 810 Einsätzen gerufen.

Das Jahr 2020 war bestimmt von einem Wort – Corona. Viel wurde und wird darüber geschrieben. Verordnungen wurden erlassen, revidiert, wieder verschärft und es wurde versucht diese im föderalen Kunterbunt den Menschen zu vermitteln. Zusammenhänge werden mit fortschreitenden Erkenntnissen der Wissenschaft deutlicher, Behandlungsmöglichkeiten besser, und es wird mit Hochdruck nach Lösungen gesucht, um möglichst bald wieder zu einem normalen Leben zurückkehren zu können.

Klar ist aber auch, dass wir noch nicht am Ende der Pandemie und wieder in der Normalität angelangt sind. Und möglicherweise wird etwas dauerhaft verändert sein gegenüber dem, wie wir es seit vielen Jahren kennen.

Auch das Feuerwehr-Leben wird seit März 2020 durch dieses Virus nachhaltig beeinträchtigt und verändert. Gerade in Ländern wie Baden-Württemberg, in denen der Brandschutz zum größten Teil auf freiwilligen Schultern lastet, ist eine Beschränkung aller gesellschaftlichen Begegnungen Gift für den Zusammenhalt der Mannschaft als sozialem Element. Mit diesen Erkenntnissen ist es umso schwerer, solche einschneidenden Beschränkungen durchsetzen zu müssen. Eine freiwillige Feuerwehr beruht auf vielfältigen persönlichen Kontakten, sei es in Übungsdiensten oder in Lehrgängen, und der Kitt dieser Gemeinschaft ist die Kameradschaft, die nicht mehr wie bisher gelebt werden kann. Jugendfeuerwehren können nicht mehr üben, die zu einem großen Teil unseren Nachwuchs sicherstellen. Unsere Alterskameraden dürfen sich nicht in den Gerätehäusern treffen, wo sie doch ihr Leben lang mit der Feuerwehr verbunden sind.

Innerhalb der städtischen Feuerwehrgebäude wurden umfangreiche Hygienemaßnahmen angeordnet, Desinfektionsmittel und Schutzmasken in großem Umfang beschafft. Die Leitstelle wurde in der ersten und zweiten Corona-Welle vom Wachbetrieb getrennt, um den Betrieb nicht durch erhöhte Infektionsgefahr im Einsatzdienst zu gefährden.

Die hauptberuflichen Einsatzkräfte versahen Schichtdienst im Wochenrhythmus, um die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Zwischenzeitlich wurde unter anderem die Maskenpflicht ausgedehnt und verschärft, Dienstgruppen in der Feuerwache strikt getrennt und Obergrenzen in der Personenzahl für Besprechungen eingeführt.

Trotz allem ist eines festzuhalten: Die Leistungsfähigkeit unserer Feuerwehr ist nach wie vor im vollen Umfang gegeben. Dies haben die Einsätze im abgelaufenen Jahr unter erschwerten Bedingungen gezeigt.

Im Jahr 2020 wurde die Feuerwehr Esslingen zu 810 Einsätzen gerufen. Damit blieb das Einsatzgeschehen auf dem Niveau des Vorjahres. Es war ein deutlicher Rückgang der Brandereignisse und Fehlalarmierungen zu verzeichnen, die gleiche Summe der Einsätze insgesamt resultierte aus rund 120 Unwetter-Einsätzen.

An Brandereignissen größeren Ausmaßes sind zu nennen:

Ein Wohnungsbrand mit Menschenrettung und Übergriff auf das darüber liegende Geschoss in einem als Anschlussunterbringung von der Stadt Esslingen genutzten Gebäude in der Plochinger Straße forderte am 18. Februar die Feuerwehr. Hierbei konnte ein Bewohner im letzten Augenblick aus dem brennenden Treppenraum gerettet werden.

Am 9. März kam es zu einem komplizierten Dehnfugenbrand in einem Einkaufs- und Ärztezentrum, der ausgehend von der Tiefgarage zu einer Verrauchung in einer Radiologie-Praxis geführt hatte.
Der Brand in einer Gemeinschaftsküche einer Jugendhilfeeinrichtung am 8. September konnte im Wesentlichen durch die anwesenden Bewohner eingedämmt werden, allerdings wurden dabei vier Personen durch Rauchgas verletzt.

Ein Großbrand in der Vogelsangstraße in einem städtischen Wohngebäude am 11. September konnte durch den massiven Einsatz auf die bereits beim Eintreffen betroffenen Bereiche beschränkt werden. Das Gebäude wurde zwar in der Substanz gerettet, war aber anschließend nicht mehr bewohnbar.

An besonderen Hilfeleistungen sind zu nennen:

Am 6. Januar wurde von Passanten eine Person im Neckar auf Höhe des Merkelparks entdeckt. Ein ersteintreffender Polizist sprang in den Fluss, konnte die Person jedoch nicht mehr erreichen, bevor sie unterging. Der Polizist konnte mit Unterkühlung an den Rettungsdienst übergeben werden, die Person wurde durch Taucher anschließend tot geborgen.

Zwei Mal wurde das Stadtgebiet von Unwettern getroffen. Während am 10. Februar Sturmschäden an Bäumen und Gebäuden zu beklagen waren, kam es am 26. Juni zu sintflutartigen Regenfällen, die zu einer Überflutung mehrerer Straßen führten. Die Regenüberlaufbecken in der Krummenackerstraße und der Haldenstraße waren randvoll, der Hainbach trat über die Ufer. Die Bypass-Rohre für den Geiselbach-Kanal in der Baustelle in der Mittleren Beutau wurden der Regenmenge nicht Herr, die Straße verwandelte sich zum reißenden Fluss, angrenzende Keller wurden geflutet.

Die Stettener Straße wurde durch die Geröll-Fracht in den Wassermassen aus der Kuhsteige unpassierbar, die Weiherstraße und die Zimmerbachstraße mit Schlamm aus dem Zimmerbach überflutet.

Im Jahr 2020 wurden auch wieder Investitionen in den Fuhrpark vorgenommen: Zwei Fahrzeuge und zwei Abrollbehälter konnten in Dienst gestellt werden. Im Einzelnen waren dies ein Vorauslöschfahrzeug, ein Dienstfahrzeug als Elektro-Mobil, ein Abrollbehälter zur Sandsackbefüllung und ein Abrollbehälter zum Wassertransport.

In den Sommermonaten wurde der Digitalfunk bei der Feuerwehr Esslingen als einer der ersten Feuerwehren im Landkreis eingeführt. 40 Einsatzfahrzeuge und sieben Feuerwehr-Gebäude mussten in einer lange geplantenAktion umgerüstet werden. Im Wesentlichen funktioniert der Ersatz des alten Analogfunks einwandfrei; spannend ist noch die Auslastung des Netzes, wenn einmal mehr Feuerwehren umgestellt haben.

Bei den Baumaßnahmen stand allen voran der Neubau des Feuerwehrgerätehauses Wäldenbronn an der Barbarossastraße im Fokus, der Mitte 2021 offiziell eingeweiht werden soll. Zusätzlich standen der Austausch der Hallentore und die Sanierung des Fahrzeughallen-Bodens im Feuerwehrgerätehaus Sulzgries an, um hier wieder den Unfallverhütungsvorschriften entsprechende Verhältnisse zu schaffen. Zudem wurden die Planungen für eine Sanierung und den Umbau des Innenbereiches des Feuerwehrgerätehauses Hegensberg abgeschlossen, das Baugesuch wurde eingereicht.

Nicht zu wissen, was kommt – darin, das auszuhalten, sind wir, wie ich glaube, recht geübt. Jedenfalls war Unsicherheit im vergangenen Jahr eine fast tägliche Probe für jeden von uns.

Umso mehr darf die Stadt mit ihren Verantwortlichen und ihren Bürgern dafür dankbar sein, dass ihre Feuerwehr sicher und verlässlich kommt, wenn jemand Hilfe benötigt. Die Einsatzbereitschaft ist auch in diesen schwierigen Zeiten uneingeschränkt.

Ich jedenfalls bin dankbar dafür, dass unsere freiwilligen Feuerwehrangehörigen durch ihr Engagement besonders in der Freizeit weiterhin uneingeschränkt die Schutzziele für unsere Bürgerschaft erfüllen können.

Wir wollen mit Zuversicht in das nächste Jahr gehen und hoffen, dass wir wieder die Bereiche der Feuerwehr-Gemeinschaft mit Leben erfüllen können, die uns derzeit versagt bleiben.

Feuerwehr Esslingen Jahresbericht 2020 (11,4 MB)

Redakteur:
Oliver Knörzer
Amtsleiter, Feuerwehrkommandant