Nachricht vom 29.01.2019

Feuerwehr-Frauen sind gleichberechtigt im Einsatz

Beim Brände Löschen und Leben Retten

Bei der Esslinger Feuerwehr sind Frauen gleichberechtigt im Einsatz. Jahrzehnte lang standen ihnen tradierte Rollenbilder im Weg.

Du bist doch bei der Feuerwehr. Was darfst du als Frau denn da überhaupt so machen?“ Fragen wie diese hat Silke Sifft früher immer mal wieder gehört. Denn das Löschwesen in Esslingen war lange Zeit ausschließlich in Männerhand. Gemeinsam mit vier Geschlechtsgenossinnen ist Silke Sifft 2002 in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten und hat im Jahr darauf ihre Grundausbildung absolviert. „Ich bin familiär vorbelastet, denn mein Vater war schon immer in der Feuerwehr Wäldenbronn aktiv“, erzählt sie. So wollte sie bereits als Jugendliche Feuerwehrfrau werden. „Aber das war früher ja leider nicht möglich“, sagt die gelernte Schreinerin. „Vom Grundsatz her wäre es immer möglich gewesen, dass auch Frauen zu uns kommen“, stellt Stadtbrandmeister Oliver Knörzer klar. „Denn die einzige Voraussetzung ist die grundsätzliche Eignung für den Atemschutz.“ Wie in anderen Bereichen standen Frauen jedoch auch bei der Feuerwehr über Jahrzehnte hinweg tradierte Rollenbilder im Weg. „Es gab jede Menge Klischees, dass Frauen die Einsätze bei uns nicht leisten können“, sagt der Stadtbrandmeister. „Deshalb blieb die Feuerwehr so lange eine Männerdomäne.“ Dass die aufgebrochen wurde, sei vor allem der Abteilung Wäldenbronn zu verdanken. „Dort hat man damals ganz wichtige Pionierarbeit geleistet“, lobt Oliver Knörzer. Massenhaft weibliche Brandbekämpfer hat die Initiative der Feuerwehr zwar nicht beschert. Von den zurzeit 248 freiwilligen Einsatzkräfte der Esslinger Wehr sind gerade einmal elf weiblichen Geschlechts. Doch ein Anfang ist zumindest mal gemacht.

Von der Pionierarbeit der Wäldenbronner Wehr hat auch Eileen Dyballa profitiert. Als sie noch in der Schule war, hat die Esslinger Wehr extra für sie einen Girls Day organisiert. „Da ich familiär nicht vorbelastet bin, wollte ich die Feuerwehr unbedingt kennenlernen“, sagt die junge Frau, die inzwischen eine Ausbildung zur Kinderpflegerin macht. So wurde sie im Alter von zwölf Jahren Mitglied der Jugendfeuerwehr. Ob Mädchen oder Jungen: Rund zwei Drittel ihrer Aktiven rekrutieren die Brandbekämpfer inzwischen aus den Reihen der Jugendfeuerwehr. Dort bereiten sich derzeit 43 Jugendliche auf ihren ersten Einsatz vor. „Zehn davon sind Mädels“, sagt Janine Wahr, gelernte Modellbauerin und eine der Preisträgerinnen des Ehrenamtspreises 2018, den die EZ und die Stiftung der Kreissparkasse unter dem Motto „Jung und engagiert“ ausgelobt hatte. Gemeinsam mit Sina Frank, die Schreinerin gelernt, ihr ehrenamtliches Engagement aber inzwischen bei der Feuerwehr Leonberg zum Beruf gemacht hat, kümmert sie sich um den Nachwuchs. „Für andere da zu sein, ist schon ein cooles Ehrenamt, und das machen wir den Jugendlichen klar“, sagt Janine Wahr. „Menschen zu helfen“ ist auch für Maria Koltsidou die Triebfeder – bei der Feuerwehr wie im Beruf. Sie studiert an der Dualen Hochschule in Stuttgart Angewandte Gesundheits- und Pflegewissenschaften. Und da passe das freiwilllige Engagement prima dazu.

Sina Frank begeistert, dass beim Retten, Löschen, Bergen und Schützen niemand ausgegrenzt wird. „Zu uns kann jeder kommen, egal, wo er Stärken oder Schwächen hat. Denn unser Einsatzgebiet ist vielfältig und jeder kann ja irgendwas besonders gut.“ Auch wenn sich jemand mal etwas nicht zutraut, „wird das bei uns nie negativ thematisiert“. Denn über allem steht die Kameradschaft. Sie schweißt die Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner zusammen. Schließlich müssen sich in brenzligen Situationen alle zu hundert Prozent aufeinander verlassen können. „Diese Kameradschaft ist wirklich toll“, schwärmt Janine Wahr. „Und sie fängt einen auch auf.“ Zum Beispiel dann, wenn sie und ihre Kameradinnen und Kameraden zu Einsätzen gerufen werden, die nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch psychisch belastend sind. „Während des Einsatzes funktioniert man und macht das Schema durch, das man gelernt hat“, erzählt Janine Wahr. Kommen aber Menschen zu Schaden oder können – wie bei dem Brand in Zell im November vergangenen Jahres – nicht mehr gerettet werden, „dann haut einen das schon rein“, weiß Sina Frank aus eigener Erfahrung. In Zell gehörte sie zum ersten Löschtrupp, der in das in Flammen stehende Haus vorgedrungen ist. „Da ist es dann schon wichtig, dass man hinterher mit den Kameraden drüber reden kann.“ Lassen einen die Bilder nicht mehr los, können sich die Feuerwehrleute an die Notfallseelsorge wenden, im Landkreis Esslingen ein gemeinsamer Dienst der Kirchen und des Deutschen Roten Kreuzes. „Zu den Kollegen vom DRK kann man jederzeit kommen“, hat die Feuerwehrfrau festgestellt.

Wird die Wehr zu einem Brand oder einem Unglück gerufen, müssen die Aktiven nicht nur die Technik draufhaben. „Wir kümmern uns, zum Beispiel bei einem Wohnungsbrand, ja auch um die Betroffenen und beruhigen sie“, sagt Janine Wahr. Dass den Frauen das Zwischenmenschliche überlässt und sich die Männer derweil ums Technische kümmern, „das gibt es bei uns aber nicht“. Wer im Ernstfall an vorderster Front und wer in der zweiten Reihe steht, „hängt vom jeweiligen Ausbildungsstand und der Position auf dem Fahrzeug ab, aber nicht vom Geschlecht“, erläutert die umtriebige 27-Jährige. In der Öffentlichkeit kommt ihr Engagement und das ihrer Kameradinnen gut an. „Da gibt es nie irgendwelche Probleme.“ Dass die Brandbekämpferinnen heute keine Exotinnen mehr sind, führt der stellvertretende Stadtbrandmeister Roland Reutter darauf zurück, „,dass Frauen inzwischen ja bei allen Hilfsdiensten ganz selbstverständlich im Einsatz sind“. Manchmal sorgen die Feuerwehrfrauen aber doch noch für Aufsehen. „Wenn bei Übungsfahrten mit dem Löschfahrzeug eine Frau am Steuer sitzt, dann sehen wir schon auch Leute, die ein Aha-Erlebnis haben “, erzählt Janine Wahr. Steigt ihre beste Freundin Sina Frank aus einem Löschfahrzeug, blickt auch sie mitunter in staunende Gesichter: „Da heißt es schon mal, du bist so klein und kannst solche großen Autos fahren.“

Redakteur:
Esslinger Zeitung

Info

In Notfällen erreichen Sie uns ausschließlich über den europaweiten NOTRUF 112

NOTRUF 112

Kontakt

Feuerwehr Esslingen am Neckar
Geschäftsstelle
Pulverwiesen 2
73728 Esslingen am Neckar
Telefon (07 11) 35 12-37 00

Unwetterwarnungen für Baden-Württemberg

Aktuelle Unwetterwarnungen für Baden-Württemberg



Weitere Informationen: www.unwetterzentrale.de
©MeteoGroup

Bevölkerungswarnung

Wichtige Warnmeldungen halten Sie von uns auch über die Notfall-Informations und Nachrichten App des Bundes NINA

NINA-online

App-download
ITunes
Google Play

Hilfreiche Seiten

Es liegen keine Seitenbewertungen vor
* Unter Umständen werden keine oder weniger als 10 Ergebnisse angezeigt